Dieter Zielinski löst Gerd-Ulrich Franz ab

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Es findet ein Wechsel im GGG-Vorsitz statt. Wie bei der Vorstandswahl 2019 bereits angekündigt, zieht sich Gerd-Ulrich Franz vom Vorstands-Vorsitz zum 31. 10 2020 zurück. Er steht aber weiterhin für die Wahrnehmung einzelner Aufgaben zur Verfügung. Der Bundesvorstand hat gemäß der Satzung kommissarisch Dieter Zielinski mit dem Vorsitz bis zur nächsten Mitgliederversammlung 2021 betraut. Beide, Gerd-Ulrich Franz und Dieter Zielinski, kommentieren den Wechsel in  Die Schulefür alle 2020/1.

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Der bisherige Bundesvorsitzende verabschiedet sich

Der Bundesvorsitzende verabschiedet sich

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„Wir haben in der IGS eine eigene Kultur für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft entwickelt.“

Das war 2014 die Antwort der Schulsprecherin der IGS Kastellstraße in Wiesbaden, auf meine Frage nach ihrer Wahrnehmung des Umgangs mit sozialer Ungleichheit in unserer Schule. Ihre Aussage bestätigten annähernd 90% der Mitschüler*innen im Jahrgang 10! Dieses Ergebnis hat mich beeindruckt und veranlasst, als Pensionär noch einmal aktiv zu werden – auch weil wir 100 Jahre nach der Reichsschulkonferenz noch immer kein demokratisches Schulwesen in Deutschland haben!

Meine Anfrage – natürlich bei der GGG – führte zum Einstieg in die Vorbereitung des Inklusionskongresses 2016 im Bündnis „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“. Der Kongress in Frankfurt war ein ermutigender Auftakt und bekräftigende Vergewisserung für die weitere gemeinsame Arbeit im Bündnis, um den Änderungsbedarf für das Schulsystem ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die demokratisch zwingende Idee einer inklusiven Schule für alle ist schlicht unvereinbar mit einem selektiven Schulsystem. Ein inklusives Bildungssystem hat die bestmögliche individuelle Potenzialentfaltung für alle zu gewährleisten und nicht eine wertbeimessende Zuordnung zu vorgegebenen Laufbahnen – diese Allokationsfunktion ist zu überwinden! Die inkompatiblen „Systemhälften“ – hier selektive Schulformen, dort integrierende Schulen – müssen also klar geschieden und strikt getrennt werden, ein Zwangswechsel zwischen diesen ist politisch zu unterbinden.

Die integrierenden Schulen sind in ihren Abläufen und Strukturen noch immer den Vorgaben des selektiven Systems unterworfen. Auch ihnen ist Einordnen und Aussortieren vorgegeben, statt offen individuelle Leistung und wertschätzendes Miteinander aller erfahrbar machen zu können. Sie müssen sich endlich von selektiven Momenten, z. B. vergleichender Noten-Bewertung und fester Niveau-Zuordnung, frei machen (können). Hierauf zielt unsere 2019 in den Schulausschuss der KMK eingebrachte Forderung, deren Vorgaben für die Fachleistungsdifferenzierung aufzuheben. Allzu gerne verstecken sich die Bildungsverwaltungen der Länder dahinter und verweigern so den Schulen, ihre Arbeit konsequent inklusiv auszurichten. Die Landesverbände der GGG sind nun gefordert, in ihren Bildungsministerien für diese Entwicklungsoption in ihren Ländern einzutreten. Die GGG sollte diese bundesweite Chance nutzen, angemessene Bedingungen für unsere Vor(be)reiter eines inklusiven Schulsystems für alle zu erstreiten.

Radikal‘ (an die Wurzel gehende) Veränderungen der deutschen Schule sind zum Wohle der nachwachsenden Generationen und der Gesellschaft vonnöten. Schüler*innen als Subjekte ernst nehmen erfordert, umfassende Teilhabe im Lernprozess und selbst zu gestaltende Lern-Freiräume für alle sicherzustellen. Unser „Aufruf für eine grundlegende Bildungsreform“ postuliert erneut diesen Paradigmenwechsel und benennt Impulse zur Umsetzung.

Die soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft werden wir damit zwar (noch) nicht überwinden – aber der Skandal deren fortgesetzter, verstärkender Reproduktion durch das Schulwesen muss von der GGG öffentlich gemacht werden. Es gilt die sozialen und gesellschaftlichen (Neben-)Wirkungen der aktuellen Schule zu konfrontieren und Abhilfe einzufordern. Damit flankieren und stärken wir die Arbeit der Kollegien vor Ort. Dies ist die ursprüngliche und noch immer zentrale Aufgabe der GGG in allen Gliederungen. Sie bedarf starker Bündnisse und einer breiten gesellschaftlichen Diskussion – für beides werde ich mich weiterhin engagieren.Die Schule für alle - 2020/1

Mein Dank gilt der GGG für diese zweite Chance, unsere Idee einer Guten Schule politisch voranzubringen und an Klarheit zu gewinnen, sowie Lothar Sack und Werner Kerski für fünf Jahre freundschaftlich-kritische Unterstützung. Dieter Zielinski danke ich für die gelungene gemeinsame Arbeit und seine Bereitschaft, die GGG als Vorsitzender auf diesem Weg weiterzubringen – ich wünsche ihm und dem verbleibenden Vorstand dazu allseitige Unterstützung.

GERD-ULRICH FRANZ 

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Der Nachfolger stellt sich vor

Der Nachfolger stellt sich vor

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Einmal Bundesvorsitzender der GGG zu werden, wenn auch zunächst nur in einer kommissarischen Übernahme der Funktion, war lange außerhalb meines Vorstellungsbereiches.

Wenn ich dies jetzt im Alter von 73 Jahren dennoch tue, dann aus der immer noch währenden Überzeugung, damit einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und für eine bessere Schule zu leisten. Schon zu Beginn meines Lehramtsstudiums für Biologie und Mathematik kam für mich als berufliches Ziel nur die Gesamtschule in Frage. Deshalb trat ich bereits in dieser Zeit der GGG bei.

Innerhalb der GGG engagiere ich mich seit mehr als 30 Jahren im Landesvorstand Schleswig-Holstein, davon nahezu in der Hälfte der Zeit als Landesvorsitzender. Neben der aktiven Unterstützung von Initiativen, Schulen, Lehrkräften, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern war es für mich immer wichtig, auch auf der politischen Ebene Akzente für die Gesamtschule / Gemeinschaftsschule zu setzen. Während der gesamten Zeit habe ich den Landesverband Schleswig-Holstein im Hauptausschuss vertreten und dort insgesamt fünf Bundesvorsitzende erlebt. Hervorgehend aus meinen beruflichen Tätigkeiten habe ich auf zahlreichen Bundeskongressen Workshops in den Bereichen des integrierten naturwissenschaftlichen Unterrichts und der Didaktik der Mathematik angeboten.

Auch wenn ich die Unterstützung, Begleitung und Stärkung von Schülerinnen und Schülern für den wichtigsten Aspekt der Lehrertätigkeit halte, habe ich mich über meinen Unterricht hinaus immer auch Fragen der Unterrichts- und Curriculumentwicklung zugewandt und war in diesem Zusammenhang in der Lehrkräftefortbildung aktiv. Darüber hinaus konnte ich als Oberstufen- und später Stellvertretender Schulleiter in Fragen des Schulmanagements und der Schulentwicklung Erfahrungen sammeln.

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen übernehme ich nun das Amt des Bundesvorsitzenden der GGG. Ich sehe, dass uns in Bezug auf die in unserer Satzung beschriebenen Zielsetzungen, insbesondere der Durchsetzung der „Einen Schule für alle“ viel Arbeit bevorsteht. Auf dem Weg dahin werde ich die von Gerd-Ulrich Franz gepflegte Zusammenarbeit mit unseren Bündnispartnern fortsetzen und wenn möglich noch intensivieren, vor allem aber versuchen, die Wahrnehmung der

GGG in der Öffentlichkeit zu steigern. Der Politik gegenüber sehe ich vor allem die Aufgabe, Stachel im Fleisch zu sein und diese von der Notwendigkeit unserer Ziele zu überzeugen und für uns zu gewinnen. Hier darf es m. E. kein Nachlassen und keine Resignation geben.

Aber auch verbandsintern stehen wir vor großen Herausforderungen. Ebenso wie viele andere Organisationen müssen wir neue Mitglieder werben. Insbesondere muss es uns gelingen, die junge Generation von unseren Vorstellungen zu überzeugen. Wir müssen uns darum bemühen, „eingeschlafene Landesverbände“, vor allem in den neuen Bundesländern, zu reaktivieren. In einer Reihe von Bundesländern ist die GGG gut verankert, aktiv und präsent. Nicht immer gelingt es, diese Aktivitäten auf die Bundesebene zu heben bzw. für weitere Landesverbände produktiv zu machen. Über die beiden Hauptausschusssitzungen im Jahr hinaus sollten wir unsere wechselseitige Information und Kooperation intensivieren. Dafür gilt es Strukturen und Abläufe zu etablieren. Vor allem brauchen wir eine gemeinsame über unsere Satzungsziele hinausgehende Agenda, die unsere Arbeit orientiert. Die Arbeit daran haben wir begonnen.

Bis auf Weiteres habe ich die Kraft und die Motivation, in verantwortungsvoller Position die GGG auf ihrem Weg zu unterstützen und zu gestalten. Allerdings gilt: Nur gemeinsam sind wir stark. Ich rufe alle Mitglieder auf, werdet aktiv, übernehmt Verantwortung und beteiligt euch an der Arbeit in der GGG.

DIETER ZIELINSKI

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Presse-Erklärung zur Amtsübernahme

Amtsübernahme am 1. Nov. 2020 diezi 200

Mit Wirkung vom 1.11.2020 tritt Dieter Zielinski die Nachfolge von Gerd-Ulrich Franz als Bundesvorsitzender der GGG an. Dieter Zielinski ist pensionierter Gesamtschullehrer und stammt aus Schleswig-Holstein, wo er als Landesvorsitzender der GGG viele Jahre gewirkt hat.

Er hat einschlägige Erfahrungen in Schulleitungsfunktionen und als Fortbildner für Lehrkräfte. So war er u.a. bei der Einführung der Bildungsstandards für den Mathematikunterricht sowie in der Curriculumentwicklung für einen integrierten naturwissenschaftlichen Unterricht tätig.
Dieter Zielinski wird den bisherigen Kurs der GGG fortsetzen und sich dabei vor allem für mehr Bildungsgerechtigkeit, ein in einer demokratischen Gesellschaft erforderliches inklusives Schulsystem und eine zukunftsweisende Pädagogik einsetzen. Was die GGG unter einer solchen Pädagogik versteht, hat sie kürzlich in einem Aufruf zu einer grundlegenden Bildungsreform   Aus der Krise lernen – die Zukunft gestalten  dargelegt.

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