efa 9 410x252schraegWarum unser Schulsystem strukturell ungerechter wird

Eine für Alle – Heft 10 (2025)

Allein durch die gymnasiale Auslese, durch den Erhalt – und mancherorts sogar Ausbau – des Förderschulsystems sowie die ungleichen schulformspezifischen Rahmenbedingungen wird die menschenrechtliche Verpflichtung zur Transformation des bestehenden selektiven in ein inklusives Schulsystem unterlaufen. Marcel Helbig liefert gute Argumente und Begründungen für eine (neue) Schulstrukturdebatte, die nicht allein die Einzelschule, sondern das System in den Fokus nimmt.

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Vorwort

Das deutsche Schulsystem ist weiterhin sozial ungerecht, weit von der Umsetzung von Inklusion entfernt und vermag es nicht, die Leistungen von Kindern und jungen Menschen in der Breite zu verbessern. Die einseitige Ausrichtung an standardisierten, messbaren Leistungsanforderungen und -überprüfungen bestimmt die Unterrichts- und Schulentwicklung, verschärft die sozial selektiv wirkende Leistungsauslese in unterschiedlich bewertete Schulformen und setzt Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern massiv unter Druck. Allein durch die gymnasiale Auslese, durch den Erhalt – und mancherorts sogar Ausbau – des Förderschulsystems sowie die ungleichen schulformspezifischen Rahmenbedingungen wird die menschenrechtliche Verpflichtung zur Transformation des bestehenden selektiven in ein inklusives Schulsystem unterlaufen.

Das deutsche Schulsystem ist weiterhin sozial ungerecht, weit von der Umsetzung von Inklusion entfernt und vermag es nicht, die Leistungen von Kindern und jungen Menschen in der Breite zu verbessern. Die einseitige Ausrichtung an standardisierten, messbaren Leistungsanforderungen und -überprüfungen bestimmt die Unterrichts- und Schulentwicklung, verschärft die sozial selektiv wirkende Leistungsauslese in unterschiedlich bewertete Schulformen und setzt Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern massiv unter Druck. Allein durch die gymnasiale Auslese, durch den Erhalt – und mancherorts sogar Ausbau – des Förderschulsystems sowie die ungleichen schulformspezifischen Rahmenbedingungen wird die menschenrechtliche Verpflichtung zur Transformation des bestehenden selektiven in ein inklusives Schulsystem unterlaufen.

Deshalb befasst sich dieses Heft gezielt mit der privilegierten Rolle, die die Politik dem Gymnasium gegenüber allen anderen Schulformen einräumt. „Die deutsche Schullandschaft ist tief gespalten“, konstatiert Marcel Helbig in seinem Beitrag und skizziert dies anhand der vergleichsweise günstigeren Rahmenbedingungen für Gymnasien und einer „Leistungsauslese“, die dazu führt, dass gesellschaftliche Herausforderungen – wie etwa die gleichberechtigte Bildung für Schüler*innen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrungen, für Schüler*innen aus unterprivilegierten Verhältnissen und für Schüler*innen mit Einschränkungen – überwiegend an den nicht-gymnasialen Schulformen bewältigt werden müssen.

Das Bündnis „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“ setzt sich seit vielen Jahren für die notwendige Schulstrukturreform und damit die Realisierung der offiziell proklamierten Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen ein. „Bildungswende“ ist zum Schlagwort einer bundesweiten Bewegung geworden, die gegen die vielen Mängel unseres Schulwesens demonstriert. Bildungswende bedeutet auch grundlegende Strukturreform, Wende zu einem inklusiven Schulsystem ohne Auslese und hierarchisch organisierte Schulformen. Marcel Helbig liefert gute Argumente und Begründungen für diese notwendige Transformation und eine (neue) Schulstrukturdebatte, die nicht allein die Einzelschule, sondern das System in den Fokus nimmt.